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https://jugendinfoservice.dresden.de/de/news/archiv/2021/04/gelbezettel.php 07.04.2021 15:03:14 Uhr 06.05.2024 09:09:04 Uhr

#gelbeZettel

Über das Wochenende, beginnend am Freitag, den 26. März 2021, organisierte der Stadtjugendring Dresden e.V. eine Mitmachaktion mit dem Hashtag #gelbeZettel. Jugendliche waren aufgerufen, ihre Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen.

Anett Dahl, Geschäftsführerin des Stadtjugendrings, führt aus: "Jugendliche werden in der Pandemie kaum oder gar nicht gehört und mit ihren Anliegen wahrgenommen. Wir haben mit der Aktion #gelbeZettel den öffentlichen Raum wie bei einem Flashmob als Bühne für die Wünsche und Interessen von jungen Menschen in der Pandemiezeit genutzt. In Jugendvereinen und -verbänden, in Jugendtreffs und Jugendhäusern wurden Sprechblasen gestaltet und am Freitag aufgehangen und fotografiert. Diese Bilder geben einen Einblick in die Gedanken und Gefühle derer, die gerade nicht laut zu hören sind."

Sören Bär, Vorsitzender des Stadtjugendring, berichtet: "Ich bin beeindruckt, wenn in einer Sprechblase zu lesen ist, 'Ich wünsche mir eine Stadt, die ohne Autos ist'. Mich entsetzt, wenn ich lese, 'Mein Leben ist schrecklich, da ich nichts machen kann.' Für mich ist klar: Junge Menschen müssen in den nächsten Monaten an den gesellschaftlichen Diskussionen stärker beteiligt werden. Jugendliche sind nicht nur Schüler*innen, denen ein Schulbesuch ermöglicht werden soll oder Einkäufer*innen bei Click+Collect. Sie sind auch Teil von Freundeskreisen, ehrenamtlich Engagierte im Jugendverband oder Besucher*innen im Jugendhaus. Dem wird zu wenig Rechnung getragen.

Die aktuellen Öffnungsdiskussionen zeigen sehr klar, dass nicht die Bedürfnisse der jungen Menschen im Vordergrund stehen. Wenn dies so wäre, hätte man mit den 7.- oder 8.-Klässlern angefangen und wäre dann aufwärts gegangen, denn hier spielt die Peergroup eine viel zentralere Rolle. Man hätte bewusst jungen Menschen mehr Freiräume gelassen, weil sie viel stärker unter den Kontaktbeschränkungen leiden - also beispielsweise auch Jugendarbeit und Sport in die ersten Öffnungen mit aufgenommen. Zugespitzt gesagt: Indem man die Kita und Grundschule über alles setzt, orientiert man sich mehr an den Interessen der Eltern und Arbeitergeber*innen und weniger an denen der Kinder und Jugendlichen. Ich fände es wäre eine interessante Idee, wenn Erwachsene ihre Kontaktbudgets bewusst stärker einschränken würden, um jungen Menschen so mehr Freiräume zu ermöglichen.

Jugend(verbands)arbeit braucht klare Perspektiven. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl möchte ich die Aussage 'Ich träume von einer Stadt, in der ich mit 16 wählen kann' hervorheben, die zeigt, Jugendliche wollen mitentscheiden und erwarten hier politische Veränderungen. 'Tut mehr gegen den Klimawandel' oder 'Ich würde für besseres Internet in Deutschland stimmen' sind klare Aufträge."

Stephan Wilczek, Jugendwart bei der Evangelischen Jugend, ergänzt: "Die letzten Monate haben gezeigt, dass Jugendliche die Hygieneregeln einhalten. Gerade im Jugendverband wird darauf geachtet, dass es allen miteinander gut geht und Infektionsrisiken vermindert werden. Unseren Mitgliedern erschließt sich nicht, dass sie mit schlechten Hygienekonzepten oder fehlenden Teststrategien in der Schule sind und am Nachmittag keine Gruppenstunde im Park oder an der Elbe stattfinden kann. Das Engagement ist weiterhin hoch, doch Online-Treffen können die echte Begegnung nicht ersetzen. Das Hineinwachsen in die Jugendverbandsarbeit geschieht nicht am Bildschirm. Denn Jugendverbandsarbeit heißt eben, wirklich ganzheitlich mitzugestalten, anzupacken, was zugetraut zu bekommen, im Vollzug und anhand von echten Erfahrungen zu lernen. Das ist das, was unsere Gesellschaft braucht. Mich erfreut, wenn ich Sprechblasen lese, auf denen steht, dass Jugendliche Angst haben, unnütz zu sein, nicht gebraucht zu werden, wenn sie merken, dass sie sich nicht persönlich weiterentwickeln können und sich Möglichkeiten wünschen, herausgefordert zu sein, Räume zum Anpacken und Mitgestalten wollen. Genau dafür gibt es uns Jugendverbände."

Die Sammlung aller Sprechblasen findet sich unter: https://padlet.com/qse/gelbeZettel

Ausgewählte Antworten sind:

Ich träume von einer Stadt, …

  • in der ich mit 16 wählen kann.
  • in der es mehr Sportplätze gibt.
  • in der es keinen Rassismus gibt.
  • die ohne Autos ist.

Ich träume von einer Welt, …

  • in der man sich wieder die Hände reichen kann.
  • die keinen Krieg mehr kennt.
  • in der ich nicht nur über Noten, Test, Schule definiert werde.

Ich freue mich nach der Pandemie darauf…

  • ein Wiedersehen mit meiner Familie.
  • mal wieder ins Schwimmbad gehen.
  • meinen Geburtstag endlich feiern.

Wenn die Politik mich fragen würde, dann…

  • würde ich für besseres Internet in ganz Deutschland stimmen.
  • wünsche ich mir, dass der Verpackungsmüll gesenkt wird.
  • tut mal mehr gegen den Klimawandel

Nach der Pandemie sollte endlich mal…

  • fett gefeiert werden.
  • die Natur in Ruhe gelassen werden.
  • nicht so viele Tiere getötet/gequält werden.

Mein Leben mit der Pandemie ist…

  • schrecklich, da ich nichts machen kann.
  • durcheinander, da ich den einen Tag um 6 aufstehe und den anderen um 10.
  • blöd, da die Politik sich ständig anders entscheidet.

Mit geht es gerade…

  • gut, weil die Sonne scheint.
  • richtig scheiße.
  • so lala.

Von der Politik wünsche ich mir...

  • nicht so kurzfristige Entscheidungen.
  • dass wir uns als Gruppe legal mit Maske draußen treffen können.
  • neue Sportgeräte für den Sportunterricht.

Dresden, 31. März 2021

Quelle und Kontakt:

Stadtjugendring Dresden e.V., Reckestr. 1, 01187 Dresden

Tel.: 0351/470 70 06, Fax: 0351/470 87 15

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